2009 -ozean-1004.jpg (17181 Byte) DER BLAUE PLANET



Willi Gottschalk - Wasserwelten  Return to start

 

Wasser  und Wellen im Auf  und Ab  der Meere, wie  auch der Lebensbörse -  für  den Maler Willi Gottschalk ist   die  Kunst Schaffensprozess und   Philosophie gleich.   Genesis , Schöpfung, Erschaffung – pantha rhei  „alles fließt“, ist im Fluss, eine  immerwährende  Veränderung, nichts  bleibt so wie  es  war  und  die  Gegenwart  zerfließt   zur  Vergangenheit. Wasser  und  Meer, das ist   die  philosophische  Abstraktion der ständigen  Frage  nach dem  Woher  und  Wohin, dem  Umgang  mit  der Schöpfung, dem  Leben, wie dem  Sterben. Das  Bild  ist   für ihn nur  Oberfläche, über   die Augen des Betrachters  entwickelt es Leben und eine eigenständige  Gedankenwelt..

 

Wasserwelten -  das Hauptthema   seiner  Arbeiten  zeigen  die  starke  Bindung  des  Künstlers  zu diesem Thema.   Die  „Faszination WASSER“  zieht  sich  durch  sein gesamtes  Schaffen der  letzten  Jahre – „jeder weiß“, so Willi Gottschalk, „alles  Leben  kommt  aus dem Meer und  mit  einem  Atemzug  kann  alles  vorbei  sein, ohne Gnade.“ Begonnen 1992 mit den „Gesichtern  des Meeres“ als  Serie, setzt er   Folge auf  Folge  nach,  charakterisiert mit der ihm  eigenen Art,  Nord- und Ostsee,  den Ozean,  See- und Flusslandschaften. 

 

Date_line   oder  Datumsgrenze  - so geht dieses  Bild auf eine Anregung von Kapitän Hans Joachim Dümke aus Rostock zurück.   Per  Mail  kamen  die   Fotos von  L 180° zwischen Panama und Hongkong  „Vernachlässigen wir einmal die 12 Grad östlich von Greenwich. dann ist das Schiff,— egal ob es von Osten oder nach Westen fährt -  auf dem Weg nach Hause. So soll es   sein.…“Wigo 2004

Genauso  wie mit  Farbe  und Form, setzt  er sich   mit naturwissenschaftlichen  Fragen  auseinander, wie u.a. der Wellenphysik So entstanden  die  „Physiker  I und  II,  mit  dem Arbeitstitel „Über die Berechenbarkeit der Welt“   -

So schrieb ihm.  ein Physiker   eine  Wellenherleitungsformel ins  Gästebuch  und dazu weiter:: „Sie(Willi Gottschalk) versuchen der Berechnung der Wellen sichtbar zu  machen, ich  versuche diese  zu   berechnen.“ .    Resümee der  gesamten regen Diskussion, die  größte  Konstante bleibt  die  Unberechenbarkeit  der Meere.

 

In „Epilogos  findet  sich  Zeitgeschichte -  die  Beschäftigung mit    Texten zu INGER CHRISTENSEN „EPILOGOS   führten  ihn  zu: den Bildern aus dem URGRUND. Willi Gottschalk: „Musterbilder von Erfahrung und Verhalten tauchen hinter oder unter allen Wellen der Zeit und allen Übermalungen wieder auf.“ 

Ganz leise Töne  begegnen uns in seinen Flusslandschaften,  zumeist  Aquarelle -  die „lauten“  kommen  aus  dem Hamburger   Hafen, vom Containerterminal. Vorwiegend arbeitet  er mit Acryl,  aber  je weiter  er  nach  Norden kommt, fangen  die   skandinavischen Impressionen an – Farben ,Lichter,  Töne und Geschichten   verlangen  ihre  eigene  Ausdrucksweise,  Peer Gynt  und  Hans  Christian Andersen  lassen grüßen.

Mit  dem Zyklus“  Allein mit  rotem Schal“ beschäftigt  er sich  mit  einem  neuen  großen  Thema -  Einsamkeit  und  Nähe .

 „In “Allein mit rotem Schal“ (Das Meer ist gar nicht zu sehen) stehen wir vor der grenzenlosen Weite des Horizonts. Das Meer entsteht als Imagination im  Kopf.  Kommen und Gehen der Gezeiten — Nähe und Distanz sind denn auch das eigentliches Thema des Bildes. Ganz klein und vom Rand aus wird der Mensch zum zentralen Thema. Der ROTE SCHAL  macht das ambivalente Verhältnis zwischen der gesuchten Freiheit, nach Abstand ‚dem Alleinseinwollen und dem Wunsch nach Kontakt, dem Wahrgenommen werden und nach Partnerschaft sichtbar.  Ein Spannungsverhältnis, das,  wollen wir dem Gedanken folgen — immer nur im Kompromiss aufgelöst werden kann …; „ soweit  Willi Gottschalk dazu.

Die  Serie  „ Der blaue  Planet“  fing er eigentlich  bereits  2005 an.  Lauter  Kleinformate, das Meer  bei  Nacht  und  Nebel,  im Morgengrauen …, setzte diese   2006  fort, mit  teilweise  ganz  anderen Farben.   Das  hindert  ihn  jedoch  nicht, sich  zwischendurch   den  Großformaten zu widmen,   wie  „OCEAN III“  .  Eben  noch  auf  2 – 3  Quadratmetern   - Windstärken von   9 und 10 ,  findet man  in „Versandet“  nur  ein ganz  kleines  Licht und  die Welt ist meergraugrün  und still.

Er malt  nur  phasenweise, sein Zwischenmedium ist  die Kamera.  Festhalten des Augenblicks, wie einen flüchtigen  Gedanken. Später  folgen theoretische Auseinandersetzungen mit  einen Freunden,  den Büchern  und  der Musik.  Das  Wachhalten der Eindrücke, das  Mischen der  Farben, das  fertige Bild   entsteht  -

 im Kopf.  Manchmal werden daraus Texte, Sprachbilder.

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Ausstellungstext  „Deutsche Bucht und mittlere Ostsee;  NW 7 —8 Gewitterböen“

Geduckt unter dem Regen, aufstäubend gegen den Wind, laufen die Wellen in die Bucht. Ein wallender böig bockiger Wasserschleier fegt über den nahen Horizont. Ein immerwährendes Aufbäumen von Gischt klatscht gegen die Mole.                  Es knallt, faucht, heult, das Brüllen des Windes gegen das Schreien des Meeres.

Sand ‚Tang und Muscheln schleifen über den Strand. Ein immer wieder erneuerter Sturzbach schießt zwischen Felsblöcken hindurch ‚ aufwärts, bis ihn der Wind wie eine Fahne zerreißt, Fetzenweise über die Wellenkämme jagt und zerstäubt. Graublau, Grün und silbriges Weiß laufen sich den Rang ab. Jede Welle, grollend, zischend, erfüllt sich im Aufbrauchen ihrer Energie am Stein. Der Motor des gigantischen Spektakels schlägt plötzlich einen gleichmäßigen, nur noch von leichtem Pfeifen begleiteten Ton an. In den Wellentälern blitzen glasige Lichter auf. Über die Schaumkronen der Brecher huschen Lichtreflexe einer aufreißenden Wolkendecke. Plötzlich sind auch die Möwen wieder da. Vor mir liegt ein Knäuel Tauwerk, ein Gummischuh, grün, eine  Flasche mit Sonnenschutzöl, ein blauer Kanister, ineinander verdrehter Tang und Plastikfolie; hinter mir  liegt ein Ostseesommer und 

ein reinigendes Gewitter.  WIGO/99

 

Bewegt wie das Meer verlief bisher auch das Leben von Willi Gottschalk, dem in Bernburg Geborenen, der 1989 seiner Frau Susanne  von Dresden   nach  Schleswig_Holstein   folgte, die  seit  1986  bereits dort  auf  ihn  wartete. Nach Mecklenburg zurückgekehrt, leben und arbeiten beide nun seit sieben Jahren in der alten Schule in Heidhof bei Dömitz.

Fällst

aus  allen Wolken

treibst

im großen Strom

wirst

Welle im Meer

strandest

 strandest

an den   Klippen

fällst oft.        

 

Strandgut_wigo2002

 

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Copyright by susanne gottschalk heidhof 10/06